Inhaltsverzeichnis
- Warum werden Babys gepuckt?
- Ist das nicht grausam?
- Wann werden Babys gepuckt?
- Wann soll man mit dem Pucken aufhören?
- Wie funktioniert das Pucken?
- Was soll das Baby im Sommer unter der Puckhilfe tragen?
- Wie sorge ich im Winter für genügend Wärme?
- Wie kann ich meinem Baby das gepuckt-sein abgewöhnen?
- Was tun, wenn Pucken allein nicht hilft?
- Mein Baby hat eine unreife Hüfte, darf ich pucken?
- Mein Baby ist krank, muss ich etwas beachten?
- Wo kann ich mehr Informationen über das Pucken bekommen?
Warum werden Babys gepuckt?
Es sind verschiedene Gründe bekannt, warum Babys in Industrieländern gepuckt werden (auf Gründe von Entwicklungsländern, wo es teilweise auch andere Techniken gibt, soll hier nicht weiter eingegangen werden):
- Weil gepuckte Babys meistens besser schlafen als ungepuckte Babys. Pucken beruhigt Neugeborene. Neue Studien zeigen, dass gepuckte Babies besser schlafen und seltener spontan aufwachen, mit längeren REM Schlafphasen. Sie wachen auch seltener durch Stimulation von außen auf. (Journal of Pediatrics 2005; 115; 1307-1311 (englisch))
- Weil gepuckte Babys eine geringere Gefahr haben, am plötzlichen Kindstod zu sterben, da sie besser schlafen und daher von den Eltern nicht in Bauchlage ins Bett gelegt werden. (Studie der Universität Washington in St. Louis, englisch und C. M. Gerard et al.: Spontaneous arousals in supine infants while swaddled and unswaddled during rapid eye movement and quiet sleep. In: Pediatrics 2002; 110:70-77 (englisch))
- Weil gepuckte Babys seltener durch den Moro-Reflex (unkontrollierte Armbewegungen) aufwachen. (Laura Cone: Swaddling Babies,Ancient Practice Comforts Infants and Parents (englisch))
- Weil sich bei Schreibabys die Dauer des Schreiens im Durchschnitt signifikant reduziert. (Arch. Dis. Child. 2004; 89:212-21 (englisch))
- Um dem Baby den Übergang von der Gebärmutter in die weite Welt sanfter zu gestalten.
Pucken wird auch oft bei unruhigen Babys und bei Schreibabys angewandt. Diese können so zumeist besser schlafen, und sind in Folge dessen ausgeruhter und schreien weniger. Viele Babys schreien auf Grund von Übermüdung/Schlafmangel, daher kann Pucken bei Schreibabys sehr erfolgreich sein.
Pucken, wie es heute in Industrieländern angewendet wird, ist niemals eine Technik, mit der ein Baby gefesselt oder ruhiggestellt werden soll, sondern eine Technik, die dazu beiträgt, dass sich das Baby wohl fühlt.
Ist das nicht grausam?
Nein, denn es geht beim Pucken nicht darum, ein Baby bewegungsunfähig zu machen. Es geht vielmehr darum, ihm eine ähnliche Umgebung zu schaffen wie die, die es 9 Monate lang im Mutterleib gewohnt war, nämlich einen eng umgrenzten Raum. Ein gepucktes Baby hat ähnlich viel oder wenig Bewegungsfreiheiten wie ein Baby im Tragetuch, und wohl keiner würde heutzutage fragen, ob ein Tragetuch nicht grausam ist.
Wer einmal beobachtet hat, wie ein unruhiges oder schreiendes Baby, das gepuckt wird, sich innerhalb von weniger als einer Minute beruhigt und zufrieden einschläft, nachdem es zuvor eine halbe Stunde oder länger nicht in den Schlaf finden konnte, wird staunend erkennen, dass wir unsere erwachsenen Empfindungen nicht immer direkt auf unsere Babys übertragen können.
Wann werden Babys gepuckt?
Babys sollen nur zum Schlafen gepuckt werden. Unruhige Babys können auch während des Stillens gepuckt werden, sofern sie ungepuckt nur schwierig trinken. Frühgeborene und ganz junge Neugeborene können anfangs auch während der Wachphasen gepuckt werden, dies sollte man jedoch auf sehr wenige Wochen beschränken, damit sich die Kinder ungestört entwickeln können. Frühgeborene kann man auf jeden Fall bis zum eigentlichen Entbindungstermin ständig pucken.
Idealerweise fängt man mit dem Pucken möglichst bald nach der Geburt an, wenn das Baby noch an die Gebärmutter gewöhnt ist, aber auch ein späterer Einstieg ist möglich. Es soll jedoch nicht verschwiegen werden, dass ältere Babys, die zuvor nicht gepuckt wurden, manchmal eine gewisse Gewöhnungsphase benötigen und sich zunächst gegen das Pucken sträuben. Es ist aber auch in diesen Fällen möglich, das Baby noch an das Pucken zu gewöhnen, mit dem Erfolg, dass es länger und besser schläft.
Wann soll man mit dem Pucken aufhören?
Für die meisten Babys gelten die folgenden Hinweise. Einige Babys benötigen die räumliche Begrenzung jedoch länger, z.B. manche Babys mit Geburtstraumen. Hier können Sie nach Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Hebamme von den allgemeinen Regeln abweichend entsprechend länger pucken. Manche Babys werden so bis ins 2. Lebensjahr gepuckt. Für Babys, die keine Extremfälle sind, gelten jedoch folgende Regeln:
- Fragen Sie Ihre Hebamme oder Ihren Kinderarzt, ab wann Ihr Baby nicht mehr gepuckt werden sollte, um seine motorische Entwicklung nicht zu behindern.
- Falls Sie denken, dass Ihr Baby eventuell vom Rücken auf den Bauch rollen könnte, während es gepuckt ist (dies ist nicht sehr wahrscheinlich, auch nicht für ältere Babies, weil die Babies normalerweise ihre Arme verwenden, um sich umzudrehen), dann hören Sie mit dem Pucken auf, damit auf keinen Fall die Atemwege Ihres Babys durch Bauchlage behindert werden können.
- Sie sollten nicht mehr pucken, und zwar mit keiner Puckhilfe, wenn Ihr Baby groß- oder stark genug ist, sich aus der Puckhilfe zu befreien.
Wie funktioniert das Pucken?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, Ihr Kind zu pucken. Die bekannteste Möglichkeit ist das Pucken mit einem quadratischen Tuch, es werden aber auch Puck-Techniken mit zwei Tüchern beschrieben, im Internet gibt es Anleitungen, die beschreiben, wie man ein Baby pucken kann. Nachteil der Tuch-basierten Techniken ist, dass Babys es oft schaffen, sich selber aus den Tüchern zu befreien. Manche Eltern verwenden Tesa-Krepp oder Sicherheitsnadeln, um dies zu verhindern.
Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung eines Ganzkörper-Pucksacks, wie zum Beispiel SwaddleMe. Dieser wird mit Hilfe weniger Klett-Verschlüsse zugemacht, und ist in der Anwendung einfacher als das Pucken mit Tüchern. Selbst wenn das Pucken mit Tüchern beherrscht wird und gut funktioniert, kann der SwaddleMe im Sommer eine Alternative sein, da es ihn in leichter Baumwoll-Qualität gibt, die weitaus weniger wärmt als mehrere Tuch-Schichten.
Was soll ich im Sommer unter der Puckhilfe anziehen?
Im Sommer gilt es zu prüfen, wie warm es das Baby in der Puckhilfe hat. Stellen Sie sich vor, Sie würden selber in dem Schlafraum Ihres Babys schlafen, mit einer Decke, so dick wie die Puckhilfe Ihres Babys. Ist es Ihnen dabei eher warm oder eher kalt? Wieviel Kleidung bräuchten Sie unter einer solchen Decke, um nicht im Schlaf zu frieren?
Ab einer gewissen Zimmertemperatur ist im Sommer an Frieren nicht mehr zu denken. Sie können dann das Baby einfach nur mit einer Windel bekleidet pucken. Es benötigt dann keine weitere Kleidung. Achten Sie darauf, dass die Puckhilfe dann nicht zu warm ist. Am besten ist ein dünnes, natürliches, atmungsaktives Material, beispielsweise aus Baumwolle.
Wenn Ihr Baby nackte, schwitzige, klebrige Füßchen hat, kann es sich eventuell leichter freistrampeln. In diesem Fall können Sie zusätzlich zur Windel auch noch dünne Söckchen anziehen, damit das Baby beim Strampeln mit den Füßchen an der Puckhilfe abgleitet.
Denken Sie immer daran: Ihr Baby soll nicht überhitzt werden. Aber es soll auch nicht frieren! Wenn Ihr Baby schreiend aufwacht, prüfen Sie die Temperatur der nackten Füßchen. Sie sollten eine Temperatur haben, bei der man sich wohlfühlt. Falls Ihr Baby „Eisbeine“ hat, müssen Sie es wärmer kleiden.
Wie sorge ich im Winter für genügend Wärme?
Die meisten Puckhilfen sind aus einem relativ dünnen Material gearbeitet, um zu verhindern, dass ein gepucktes Baby sich überhitzt. Damit sind solche Puckhilfen in kühlen Schlafräumen nicht unbedingt als alleinige Decke geeignet. Aber was kann man tun, um für mehr Wärme zu sorgen?
- Sie können das Kind unter der Puckhilfe wärmer kleiden. Stöbern Sie in Babys Kleiderschrank und finden Sie geeignete Kleidungsstücke!
- Falls Sie mit einer Decke pucken, können Sie auf eine wärmere Decke wechseln.
- Falls Sie mit einer Puckhilfe pucken, können Sie das gepuckte Kind zusätzlich zur Puckhilfe mit einer Decke umwickeln. Wenn Ihr Baby bereits in einer Puckhilfe eingepuckt ist, wird eine Puckdecke sehr viel besser halten, weil das eingepuckte Baby viel weniger Möglichkeiten hat, eine solche Decke wegzustrampeln. Als Puckdecke können Sie auch ein großes Handtuch oder dergleichen verwenden. Die Puckanleitung zeigt Ihnen, wie Sie Ihr Baby in eine Decke pucken können.
- Haben Sie zusätzlich zur Puckhilfe einen Strampelsack für Ihr Baby? Als erstes frieren die Babys normalerweise an den Füßen und Beinen. Ziehen Sie den Strampelsack über die Puckhilfe über die Beine Ihres Babys. So hat es eine zusätzliche warme Schicht über seinen Beinen.
- Sofern Sie Ihr Kind mit einer Decke zudecken möchten, beachten Sie bitte unbedingt die folgenden Hinweise:
- Bitte legen Sie Ihr Baby so ins Bett, dass seine Füße am Fußende des Bettes anstoßen. Damit verhindern Sie, dass Ihr Baby mit dem Kopf nach unten unter die Decke rutschen kann.
- Bitte befestigen Sie die Decke so am Bett, dass das Baby sie nicht nach oben über seinen Kopf ziehen oder strampeln kann, damit es sich die Atemwege nicht versperren kann.
- Verhindern Sie, dass Ihr Baby diagonal unter die Decke rutscht – etwa mit Handtuchrollen rechts und links Ihres Babys, möglichst unterhalb des Spannbett-Tuchs, damit Ihr Baby die Handtuchrollen nicht wegspielen kann.
Nach dem Aufwachen können Sie die Temperatur der nackten Füßchen Ihres Babys prüfen. Würden Sie sich selber wohl fühlen, wenn Ihre Füße eine solche Temperatur haben? Dann fühlt sich sicherlich auch Ihr Baby wohl damit! Im Zweifelsfalls fassen Sie mal Ihre eigenen Füße an und vergleichen Sie die Temperatur! Im Nacken prüfen Sie, ob Ihr Baby evtl. überhitzt war. Falls ihr Kind einen schwitzigen Nacken hat, decken Sie es nächstes Mal bitte unbedingt weniger warm zu, denn Überhitzung ist ein Risikofaktor beim plötzlichen Kindstod.
Wie kann ich meinem Baby das gepuckt-sein abgewöhnen?
Diese Frage beschäftigt viele Eltern schon frühzeitig. Häufig löst sich das Problem dann ganz von alleine, zum Beispiel weil das Baby auch im Bett seine Händchen benutzen möchte, die es inzwischen kontrolliert bewegen kann. In manchen Fällen muß man jedoch nachhelfen. Hier ein paar Tipps:
- Verwenden Sie über dem gepuckten Baby zusätzlich eine Decke, die Sie stramm links und rechts unter die Matraze schieben. Das gibt dem gepuckten Baby noch mehr Halt. Beim Entwöhnen, lassen Sie die Pucktücher weg, verwenden aber weiterhin die stramme Decke. Sollte es nicht möglich sein, die Decke stramm unter die Matraze zu stecken, kann man sie auch mit Hilfe von Sandsäcken oder dergleichen fixieren. Die dünne Baumwolldecke Muslin-Pucktuch eignet sich besonders gut für diesen Zweck und kann zudem prima als Pucktuch verwendet werden.
- Falls obiger Tipp bei Ihrem Baby nicht funktionieren sollte, können Sie nach Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Hebamme die Bauchlage probieren. Sie sollten sich jedoch immer bewußt sein, dass dies das Risiko des plötzlichen Kindstods erhöht, und diese Methode daher nur anwenden, wenn es keine andere Lösung gibt. Das Risiko, am plötzlichen Kindstod zu sterben ist im ersten halben Jahr am größten, aber es gibt auch hinreichend viele Fälle, in denen es ältere Babys getroffen hat. Lesen Sie unbedingt auch den Artikel über SIDS (plötzlicher Kindstod) durch giftige Gase aus der Matratze und denken Sie ernsthaft über entsprechende Vorsichtsmaßnahmen nach.
Was tun, wenn Pucken allein nicht hilft?
Es ist richtig, dass Pucken allein nicht immer das Allheilmittel ist. Ganz wichtig ist für viele Babys auch ein vorhersehbarer Tagesablauf. Das kann so aussehen:
- Baby wacht auf und wird hochgenommen. Aha, das heißt, es gibt jetzt was zu essen!
- Baby wird gefüttert, dann gewickelt (oder auch umgekehrt). Prima, jetzt darf ich mit Mama und Papa spielen.
- Die Zeit des gemeinsamen Spiels ist vorbei, das Baby darf jetzt alleine spielen, bis es müde ist. Bei den ersten Zeichen von Müdigkeit wird es hochgenommen. Baby weiß, dass es jetzt Zeit zum Schlafen ist.
- Baby wird gepuckt und wach ins Bett gelegt. Es weiß, jetzt schlafe ich gleich ein.
Wenn Baby wieder wach wird, geht es weiter wie oben. Dabei sollten gleiche Dinge an gleichen Orten passieren, z.B. spielen immer am selben Ort, genau wie das Schlafen. Wenn sich ein Rythmus eingependelt hat, kann man die Regeln wieder lockern und beobachten, wie sich das Baby damit zurecht kommt. Mehr darüber in Weleda Kinderwelt Nr. 3 und in Ria Bloms Buch ‚“Wenn Babys häufig schreien“, Verweise siehe unten.
Mein Baby hat eine unreife Hüfte, darf ich pucken?
Wenn Ihr Baby breit gewickelt werden muss oder sogar eine Hüft-Beuge-Schiene oder Spreizhose benötigt, sollten Sie unbedingt Ihren Kinderarzt um Rat fragen, bevor Sie Ihr Baby pucken. Wenn überhaupt werden Sie höchstens eine Puck-Methode verwenden können, bei der die Beinchen weit abgespreizt werden können. Auf keinen Fall dürfen Sie die Beinchen eng einpucken, dies könnte zu Hüftschäden bei Ihrem Kind führen! Führen Sie Ihrem Kinderarzt vor, wie Sie Ihr Kind pucken würden und beachten Sie seine Ratschläge. Möglicherweise können Sie lediglich die Arme pucken, und die Beine frei lassen. Eine Kundin, deren Baby eine Hüftbeugeschiene trägt, hat berichtet, dass ihr Kind mitsamt der Schiene in den SwaddleMe paßt. Dies hängt natürlich von der Größe des Babys ab.
Mein Baby ist krank, muss ich etwas beachten?
Wenn Ihr Baby Fieber hat, oder wenn mit Fieber zu rechnen ist, sollten Sie es nicht pucken, um zu verhindern, dass es zu einem gefährlichen Hitzestau kommt.
Wo kann ich mehr Informationen über das Pucken bekommen?
Anbei ein paar Links mit weiteren Hinweisen zum Thema Pucken:
- Weleda Kinderwelt Nr. 3 (pdf, 1,12 MB)
- Wikipedia: Pucken
- Puckanleitung
- SwaddleMe FAQ
- Ria Blom: Wenn Babys häufig schreien, ISBN 3-7725-5020-7
- Rita Steininger: Geborgenheit und Selbstvertrauen, ISBN 3608944737, Klett-Cotta Verlag. Mit ausführlichen Informationen zum Thema Pucken. (bei Amazon)
- Schrei-Babys.de
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